Historie
Gegründet: Am 7. Juni 1887 in Lausanne
Wahlspruch: „Furchtlos, Selbstlos, Rastlos“
Farben: Schwarz-Weiß-Rot
Entscheidend für die Gründung und den Fortbestand der Germania Lausanne war, dass Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts Vorlesungen in deutscher Sprache zum römischen Recht und später zum neuen Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reichs in Lausanne angeboten wurden und somit die Zahl deutscher Studenten stark anstieg. Unsere Verbindung besteht heute als älteste deutsche Studentenverbindung im fremdsprachigen Ausland – ein Stück Kulturgeschichte, das weit über die Westschweiz hinaus Bekanntheit erlangt hat. Sie ist eigenständig und gehört keinem Dachverband an. Durch traditionell gute Beziehungen zum Lehrstuhl für deutsches Recht der Universität Lausanne sind die Germanen in der Mehrheit Juristen. Im Laufe unserer Geschichte wurde das Spektrum aber durch Chemiker, Ärzte und Wirtschaftswissenschaftler bereichert. So entstammen auch Banker, Manager, Diplomaten und nicht zuletzt Professoren ihren Reihen.
Über 130 Jahre Germania sprechen eine deutliche Sprache. Unsere Verbindung ist eine wichtige Plattform für europäisch und global denkende Studenten.
Daten und Fakten
Die Société d’Étudiants Germania Lausanne wurde am 7. Juni 1887 von einigen Studenten unter Beteiligung des Professors für römisches Recht Heinrich Erman an der Académie de Lausanne, dem Vorläufer der Université de Lausanne, gegründet. Damit ist sie die älteste deutsche Studentenverbindung im Ausland. Zu den Gründern gehörten unter anderen die damaligen Studenten stud. jur. Paul Ikier, stud. jur. Fritz Bluhme, stud. phil. Curt Avenarius, stud. phil. George Runge und stud. theol. Georg Grützmacher. Die Gründung entsprang dem Bedürfnis der Studenten, sich in Lausanne einen Mittelpunkt akademischer Geselligkeit zu schaffen und war anfangs keine Verbindung im deutsch-akademischen Sinne, sondern eine Studentengesellschaft der Art, wie die an der Université de Lausanne bestehenden wissenschaftlich geselligen Vereine. Seit der Gründung bestehen unverändert das Toleranzprinzip und der rein gesellschaftliche und unpolitische Charakter der Germania.
Die Geschichte der Germania steht im Zusammenhang mit der Gründung und Entwicklung der Université de Lausanne. Auslandsaufenthalte erfreuten sich infolge der Reichsgründung von 1871 und der damit verbundenen Zunahme der Internationalisierung von Industrie und Handel auch bei deutschen Studenten wachsender Beliebtheit. Es wurde üblich, einige Studiensemester im Ausland an den dortigen Hochschulen zu verbringen, um dort die eigenen Fremdsprachkenntnisse im Englischen oder Französischen zu verbessern. Im englischsprachigen Raum waren die Colleges in Cambridge oder Oxford gefragt. Ein bevorzugtes Ziel im französischsprachigen Raum wurde die Universitätsstadt Lausanne. Die Stadt lag ausgesprochen reizvoll, ausserdem bot die Juristische Fakultät am Sitz des schweizerischen Bundesgerichts viele Möglichkeiten. Nachdem die vormalige Académie de Lausanne um zahlreiche Fachbereiche und Fakultäten erweitert wurde und schließlich 1890 Namen und Status einer Universität bekam, stieg die Zahl der Studierenden stetig an. Im 1895 gab es erstmals Feriensprachkurse für nicht-französischsprachige Studierende, welche von der philosophischen Fakultät (Faculté des lettres) angeboten wurden. Zudem hielt der Berliner Heinrich Erman, seit 1883 Professor in Lausanne, seit dem Wintersemester 1886/87 deutschsprachige Vorlesungen. Fortan konnten neben dem Studium des Schweizer Rechts das in Deutschland begonnene Jurastudium während des Sprachaufenthalts in Lausanne fortgesetzt werden. Aus diesen Vorlesungen entwickelte sich eine Tradition, die bis in die Gegenwart anhält.
Das erste feste Lokal war seit dem Wintersemester 1891 ein angemieteter Nebenraum im Café de l'Université an der Place de la Palud in der Nähe des Hôtel de Ville der Stadt Lausanne. Das zweite Lokal befand sich von 1892 bis 1914 in einem Nebenraum der Brasserie du Cardinal in der Rue de la Tour nahe der Place de la Riponne, an der sich damals die Universität befand. Später wurde die Germania Lausanne vorübergehend in Corps Hansea Lausanne umbenannt und nach Erfüllung der Voraussetzungen als Corps in den KSCV aufgenommen. 1892 kam der ursprüngliche Name jedoch zurück. Die Germania Lausanne blieb aber, wie schon seit den Gründungssemestern üblich, durch gegenseitige Mitgliedschaften mit bestimmten Corps mit dem KSCV verbunden.
In den beiden Weltkriegen musste die Germania suspendieren. Die erste Suspension während des Ersten Weltkrieges dauerte von 1914 bis 1924. Dies erfolgte aus Mitgliedermangel, da viele Studenten zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Wegen der niedrigen Studentenzahlen kam zudem der deutschsprachige Rechtsunterricht über 10 Jahre lang zum Erliegen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Germania kurzzeitig in Hamburg und Würzburg rekonstituiert. Im Jahre 1924 konnte sie in Lausanne wiederentstehen, was insbesondere von den schweizerischen Verbindungen des Lausanner Turnus, der offiziellen Vertretung an der Université de Lausanne, lebhaft begrüßt wurde.
Die zweite Suspension während und nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte von 1937 bis 1956. In dieser Zeit war anfangs die Devisenbewirtschaftung in Deutschland der entscheidende Grund, der es deutschen Studenten finanziell nahezu unmöglich machte im Ausland zu studieren. Auch wurde ein Auslandsstudium staatlicherseits mit Argwohn betrachtet, war Weltoffenheit doch nicht mit den Vorstellungen des NS-Regimes zu vereinbaren. Auch einer der Widerständler im engeren Kreis des Attentats vom 20. Juli 1944, Kurt Freiherr von Plettenberg – er gehörte zum engeren Freundeskreis von Claus Schenk Graf von Stauffenberg - war Lausanner Germane. Schliesslich beanspruchte der Staat die jungen Männer abermals für den Kriegsdienst. Gleichwohl konnte die Vorlesungstätigkeit in deutschem Recht in Lausanne durch Otto Riese und dessen Nachfolger trotz niedriger Studentenzahlen aufrechterhalten werden.
Nach der Wiedergründung 1956 bestand die Verbindung allerdings ohne weitere Suspensionen fort und es wurde der gemeinnützige Verein ehemaliger Studenten an der Universität Lausanne e.V., der sog. Förderverein ins Leben gerufen. Zu den Aktivitäten des Vereins gehört u. a. die Herausgabe der Festschrift Gratiae Fructus zu Ehren der Universität Lausanne (1997) und seit 2005 die jährliche Auslobung eines Preises für eine am Lehrstuhl für deutsches Recht angefertigte, herausragende Promotion.